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Ronnie James Dio
Rest in Peace!
* 10. Juli 1942
† 16. Mai 2010


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Der 16. Mai stürzte Genre-übergreifend die gesamte Rock-Community in Agony und Schockstarre, denn seit diesem Tag ist die Welt nicht nur um eine Rock-Legende, sondern auch um einen herzensguten, lieben Menschen ärmer: RONNIE JAMES DIO – unbestritten einer der besten Hard-Rock-Sänger aller Zeiten - verlor gegen 7:45 Uhr Ortszeit im Cancer Treatment and Cancer Research MD Anderson Cancer Center in Houston, Texas, seinen Kampf gegen den Krebs.

Es war alleine schon ein Schock, als am 25. November vergangenen Jahres Wendy Dio, Frau und Managerin der Rock-Legende, bekannt gab, dass Ärzte bei Ronnie James Dio Magenkrebs im Frühstadium entdeckt hätten. Allerdings: Der Fakt, dass diese bösartige Geschwulst im Frühstadium entdeckt worden sei, nährte die Hoffnung, dass der oft als „kleiner Mann mit der großen Stimme und dem großen Herzen“ apostrophierte Ausnahmekünstler gute Chancen hätte, den „Kampf gegen den Drachen in seinem Inneren“ zu gewinnen.

In der Tat: Anfang März hieß es, Ronnies mittlerweile siebente Chemotherapie hätte angeschlagen – ein so genannter „Cat-Scan“ und eine Endoskopie hätten ergeben, dass der Haupttumor unablässig schrumpfen würde. Auch die behandelnden Ärzte zeigten sich optimistisch: Statt alle zwei Wochen wurde die Abfolge der turnusmäßigen Nachuntersuchungen auf drei Wochen ausgedehnt.

Dio und sein alter Freund und Weggefährte Vinnie Appicy sichteten sogar schon Material für eine geplante Live-DVD-Veröffentlichung - Dio selbst bereitete gemeinsam mit Gitarrist Craig Goldy die Produktion des zweiten Teils seines »Magica«-Opus vor. Parallel dazu arbeitete Dio mit seinem Cousin David „Rock“ Feinstein, der eine zeitlang zu den Aktivposten von Dios früherer Band Elf (dem Vorläufer von Rainbow) zählte, an dessen neuem Album mit, für dass Dio sogar noch einen Track einsang. Und auch neue Konzerttermine mit Heaven & Hell - aka Black Sabbath Mark II - wurden zumindest für den europäischen Raum angesetzt.

Es sollte alles ganz anders kommen … Der 16. Mai führte uns einmal mehr jäh und auf brutale Weise vor Augen, wie endlich und wie vergänglich das Leben auf Erden ist: Ronnie James Dio verlor seinen Kampf gegen diesen schier übermächtigen Drachen in seinem Inneren. Trost zu finden, fällt schwer. Und sich mit dem Gedanken anzufreunden, dass wir nie wieder diese unnachahmliche Performance von Songs wie ’Holy Diver’, ’The Last In Line’ oder ’Sacred Heart’ live erleben werden respektive nun unseren größten Wunschtraum – nämlich Ronnie James Dio und Ritchie Blackmore noch einmal auf der Bühne zusammen als Rainbow zu stehen sehen – ebenfalls mit begraben können … Das fällt unsagbar schwer.

Vielleicht lässt sich das alles etwas besser mit dem Wissen ertragen, dass sich Ronnie James Dio alleine durch seine Musik schon jetzt unsterblich gemacht hat!

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Biografie

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Geboren am 10. Juli 1942 als Ronald James Padavona in Portsmouth, New Hampshire, lernte der Knirps im Alter von fünf Jahren auf Drängen seines Vaters hin die Handhabung von Bassgitarre und Trompete. Besonders dem letztgenannten Instrument soll Padavona Junior seine Karriere als Ausnahmesänger verdanken: Die Erfahrungen im Umgang mit der Trompete und die dabei antrainierte Atemtechnik erweisen sich später bei seiner Bühnenpräsenz als Frontmann als goldwert – so muss Dio nie einen Auftritt absagen und hält selbst bei Halserkrankungen von der ersten bis zur letzten Sekunde die Stellung im Scheinwerferlicht, ohne dass das Publikum eine eingeschränkte Gesangsperformance konstatiert. 1957, gerade 15-jährig, führt der Teen seine erste Schüler-Band an: The Vegas Kings, die sich später in schöner Regelmäßigkeit umbenennen - Ronnie & The Rumblers, dann in Ronnie & The Red Caps -, bevor der Italo-Amerikaner ab 1960 den Nachnamen „Dio“ annimmt (nach dem vor allem in Florida sein Unwesen treibenden Mafioso Johnny Dio, den Padavona verehrt).


1963 feierte der nunmehr 21-Jährige – jetzt unter „Ronnie Dio & The Prophets“ firmierend – seinen Vinyl-Einstand: Die in dem Szene-Lokal Domino’s Restaurant, einem beliebten Tanztreff in Cortland, aufgenommene Single bietet allerdings den zu der Zeit üblichen Mix aus Doo-Wop und Rock’n’Roll. Erst später soll sich das Klangbild hin zum Ende der Sechziger aufkommenden, Blues-beeinflussten Hard Rock ändern. Auch die ständigen Namensänderungen bleiben: Bis 1967 tingelt man als Ronnie Dio & The Prophets durch die Bars und Clubs, danach als The Electric Elves, wobei der Name auf eine Hänselei des damaligen Gitarristen Dick Botoff zurückgeht, der sich darüber amüsierte, dass sowohl Dio als auch der zweite Gitarrist Nick Pantas auf Grund ihrer Kleinwüchsigkeit aussähen wie Elfen. Schließlich dampft das Logo noch weiter ein. Als „Elf“ veröffentlicht man 1972 das gleichnamige Debüt, tingelt weiter durch die Clubs und Kneipen vor allem des Großraums New York – und begeistert eines Abends zwei Musikerkollegen, die sich ihrerseits an einem Day Off während ihrer US-Tournee in einer New Yorker Spelunke die Kante mit Delirium verheißenden Getränken geben: Bassist Roger Glover und Schlagwerker Ian Paice – besser bekannt als Rhythmussektion der zu der Zeit Super-Group-Status genießenden britischen Brachial-Rocker Deep Purple.

Glover zeigt sich derart beeindruckt von der Gesangsperformance Dios, dass er sich den Amerikanern als Produzent aufdrängt und die illustre Truppe für das Band-eigene Label Purple Records unter Vertrag nimmt (auf dem 1974/75 die beiden Alben »Carolina County Ball« und »Trying To Burn The Sun« veröffentlicht werden) respektive immer mal wieder als Support für Nordamerika-Gastspielen verpflichtet. Während eines dieser Support-Slots wiederum wird Gitarrist Ritchie Blackmore auf die Sangeskünste Dios aufmerksam.

Für Blackmore ist dann Dio die erste Wahl, als er Mitmusiker sucht, die mit ihm das Quartermass-Remake ’Black Sheep Of The Family’ als Single einspielen. Blackmore – von den ewigen Streitigkeiten im Deep-Purple-Camp hochgradig genervt - ist derart hingerissen von Dios Stimme und professioneller Attitüde, dass er mit seinem neuen Lieblingsfrontmann gleich eine Single-B-Seite komponiert, wobei eine alte englische Volksweise aus der Feder von König Heinrich VIII. als Basis dient: ’16th Century Greensleeves’.

Abermals zeigt sich Blackmore von der kreativen Atmosphäre bei den Sessions mit Dio derart begeistert, dass er kurzerhand im Frühjahr 1975 seinen (bis dahin nicht geplanten) Abschied bei Purple verkündet, um mit Dio und seiner Band Elf das Rainbow-Debüt »Ritchie Blackmore’s Rainbow« einzuspielen. Das schlägt ein wie eine Bombe: Rainbow werden schnell als neue Super-Group gehandelt - das 1976 veröffentlichte Album »Rising« sowie der Nachfolger »Long Live Rock’n’Roll« (1978), beides bis heute Meilensteine der Rock-Geschichte, rechtfertigen diese Vorschusslorbeeren ohne Wenn und Aber. Und gerade dank Dios einzigartiger Gesangsperformance und Bühnenattitüde (höre hierzu das ’77-er Live-Album ON STAGE und siehe hierzu die DVD LIVE IN MUNICH 1977) steigen Rainbow beinahe von der Haus- zur neuen innovativen Weltmacht des Hard Rocks auf. Aber nur beinahe: Denn ausgerechnet in Dios Heimat will sich der kommerzielle Durchbruch nicht einstellen. Dio erkennt rechtzeitig die Zeichen und denkt an die Gründung einer eigenen Combo sowie eine Solokarriere, falls Blackmore – wie schließlich Ende 1978 geschehen – Rainbow reformieren sollte.

Doch für Dio kommt es ein wenig anders – allerdings nicht unbedingt schlechter: Am 27. April 1979 entlassen Black Sabbath ihren chronisch verpeilten und verkoksten Sänger Ozzy Osbourne und befinden sich nach zehn Jahren – vor dem Scherbenhaufen ihrer Karriere und mit dem Rücken zur Wand stehend – auf der Suche nach einem neuen Aushängeschild. Schließlich „verkuppelt“ der mit Black-Sabbath-Gitarrist Toni Iommi befreundete Glenn Hughes Dio mit den Sabbs. Und hier haben wir es mit einer Duplizität der Ereignisse zu tun: Nach nur einer nur als zwanglose Probe gedachten Session entsteht in nur 20 Minuten ein Evergreen des Heavy Metals: ’Children Of The Sea’ – ein Stück, das bis in die heutigen Tage unverzichtbarer Bestandteil der Konzerte von Black Sabbath in der Mark-II-Besetzung beziehungsweise der Nachfolgecombo Heaven & Hell sein soll(te). Einmal mehr gibt Ronnie James Dio mit seiner Kreativität, mit seinen songwriterischen Fähigkeiten und mit seiner Stimme einer Band jene Impulse, die zu ihrem Überleben unabdingbar sind. Über die Albumklassiker »Heaven & Hell« (1980) und »Mob Rules« (1981) erübrigt sich an dieser Stelle: In jedem Kritiker-Ranking tummeln sich diese Meisterwerke mindestens unter den zehn besten Hard-Rock-Alben aller Zeiten. Dio hat daran einen maßgeblichen, wenn nicht gar einen entscheidenden Anteil: Er wird als „Retter von Black Sabbath“ weltweit abgefeiert. Etwas, was Toni Iommi und Bassist Geezer Butler gegen den Strich geht. Als im Dezember 1982 das Doppelalbum »Live Evil« erscheint, haben sich die Briten vom Amerikaner bereits getrennt.

Dio forciert nun - wie zur Jahreswende 1978/79 geplant – seine Solo-Karriere: Am 25. Mai 1983 wartet der Sänger mit seinem Debüt »Holy Diver« auf – einer Scheibe, die ebenfalls wie seine Veröffentlichungen mit Rainbow und Black Sabbath sowie dem folgenden »Last In Line« (1984) schnell zum Klassiker avancierte. Zeitgleich etabliert Dio das „Mano Cornuto” – das mit ihm untrennbar verbunden Teufelszeichen, das in der Heavy-Metal-Szene mittlerweile eine Symbolik von einmaligem Wiedererkennungswert darstellt.Unverwüstlich liefert Ronnie James Dio in den folgenden gut 25 Jahren Alben ab, die statt mit Zeitgeist durch ihre Zeitlosigkeit bestechen – sei es als Solokünstler mit seiner Band Dio, sei es, um Black Sabbath aus der Verlegenheit zu helfen (wie mit dem 1992-er »Dehumanizer«), sei es (wie zuletzt) mit Heaven & Hell, im Prinzip die Mark-II-Besetzung von Black Sabbath, die den Spirit der beiden Früh-Achtziger-Klassiker erfolgreich ins neue Jahrtausend transponiert. Und es gibt neben dem Künstler Ronnie James Dio auch noch den sozial engagierten Menschen Ronnie James Dio: Praktisch von Beginn an unterstützt er die 1979 ins Leben gerufene Organisation „Children of the Night“, die sozial benachteiligten Kindern und Jugendlichen die Möglichkeiten bietet, ihrem kriminellen Milieu zu entsagen und sich eine Zukunftsperspektive aufzubauen – 1985 initiierte Dio das „Hear’n’Aid“ Benefiz-Projekt, das (angelehnt an Bob Geldofs Band-Aid-Projekt) sich für die Hunger- und Entwicklungshilfe einsetzte.

Doch am 25. November 2009, an jenem schicksalsträchtigen Tag, an dem Dios Frau Wendy bekannt gibt, dass Ärzte bei ihm Magenkrebs im Frühstadium entdeckt hätten, nimmt die Tragödie ihren Lauf …

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† † † † †   Discografie † † † † †

Mit Elf
ELF (1972)
L.A.59/CAROLINA COUNTY BALL (1974)
TRYING TO BURN THE SUN (1975)

Mit Roger Glover
THE BUTTERFLY BALL (1974)

Mit Rainbow
RITCHIE BLACKMORE’S RAINBOW (1975)
RAINBOW RISING (1976)
RAINBOW ON STAGE (1977)
LONG LIVE ROCK’N’ROLL (1978)
LIVE IN GERMANY 1976 (1990)
LIVE IN MUNICH 1977 (2006)
LIVE IN DÜSSELDORF 1976 (2006)
LIVE IN COLOGNE 1976 (2006)
LIVE IN NUREMBERG 1976 (2006)

Mit Black Sabbath
HEAVEN AND HELL (1980)
MOB RULES (1981)
LIVE EVIL (1983)
DEHUMANIZER (1992)
BLACK SABBATH – THE DIO YEARS (2007)

Mit Dio
HOLY DIVER (1983)
THE LAST IN LINE (1984)
SACRED HEART (1985)
INTERMISSION (LIVE) (1986)
DREAM EVIL (1987)
LOCK UP THE WOLVES (1990)
STRANGE HIGHWAYS (1994)
ANGRY MACHINES (1996)
INFERNO/LAST IN LIVE (1998)
MAGICA (2000)
KILLING THE DRAGON (2002)
MASTER OF THE MOON (2004)

Mit Heaven & Hell
LIVE FROM RADIO CITY MUSIC HALL (DOPPEL-CD) (2007)
THE DEVIL YOU KNOW (2009)


† † † † † www.ronniejamesdio.com † † † † †