ROCK-TOBERFEST

mit

GOTTHARD









Protokoll

eines

Wies'n-Nachmittags


Datum:
1. Oktober 2007

Ort: München, Theresienwiese, Hofbräu-Festzelt

Teilnehmende Personen:
Gotthard-Sänger Steve Lee und sein Bassisten-Kollege
Marc Lynn, VertreterInnen der einladenden
Konzertagentur KBK und des Labels der Band (Nuclear Blast Records), diverse VertreterInnen von Radio, Presse und Media-Märkten

Anlass:
Oktoberfest (im Speziellen),
Bierdurst (Im Allgemeinen)


12:11 Uhr – O’zapft is! Die ersten Maßkrüge Bier und Radler machen die Runde (Foto rechts). Allgemeine Belehrung insbesondere für unsere Freunde aus dem benachbarten Ausland: Beim Zuprosten seinem Gegenüber unbedingt in die Augen schauen, sonst gibt es sieben Jahre lang schlechten Sex. Stimme aus dem Hintergrund: „Ach deswegen …“

12:24 Uhr – Steve Lee erzählt von den letzten Bandaktivitäten: Sankt Petersburg, Moskau, Japan. Bis zu 37 Stunden auf Reisen. Extreme-Airporting pur. Doch die eigentliche Tour geht erst in ein paar Tagen los: Bis Weihnachten befinden sich die Schweizer dann „on the road“. Die anderen Jungs haben es nicht an die größte Bierabfüllstation der Welt geschafft, da sie noch ihre Sachen packen müssen. Das neue Album DOMINO EFFECT wurde in der Heimat übrigens schon mit einem Platinüberzug veredelt.

12:47 Uhr – Bassist Marc Lynn freut sich über den „genialen Rock’n’Roll-Tag“: „Spät aufstehen – eine Maß Bier zum Frühstück – Händle reinziehen!“


12:51 Uhr – Thomas „Poser-Moser“ Moser, Moderator der Rock-Antenne Bayern, schaut frustriert in die Runde: Der Mann mit dem größten Hunger am Tisch wartet seit gut einer halben Stunde auf jenes Hähnchen, dass die Bedienkraft seinem Nachbarn serviert.

13:05 Uhr - Gesundheitsdiskussion: Ist vegetarische Lebensweise a) auf dem Oktoberfest angebracht und b) überhaupt gesund? Zu a: Nein – genauso unangebracht wie alkoholische Enthaltsamkeit. Denn das könnte falsch ausgelegt werden: „Wieso trinkt der nicht? Hat der etwa ein Alkoholproblem?“
Zu b: Wie komisch man bei fleischloser Ernährungsweise draufkommen kann, hat man vor 1.000 Jahren an einem größenwahnsinnigen österreicherischen Hobbystrategen gesehen …

13:47 Uhr – Heinz (von der Konzertagentur KBK) räumt die leeren Bierkrüge und Teller mit den Hähnchenknochen von unserem Tisch ab und stellt sie auf den Nebentisch – zwei verdutzten Batzis in Trachtenklamotten genau unter die Nase. Heinz grinst: „Ich wollte schon immer mal eine Bierzeltschlägerei vom Zaume brechen!“ Doch daraus wird nix. Die Batzis am Nebentisch merken: Wir sind klar in der Überzahl, sehen zudem noch gefährlicher aus. Und Heinz ist Österreicher. Und die sind nun mal für ihr aggressives, die Weltgeschichte beeinflussendes Element bekannt.

13:53 Uhr – Steve politisiert: „Unser Wilhelm Tell hat wenigstens nur auf Äpfel geschossen – nicht auf die ganze Welt!“

14:07 Uhr – Themenwechsel: „Marc, weißt du eigentlich, wie eine Viagra-Kapsel aussieht, wenn man sie in der Mitte durchbricht? Nicht? Ach, du musst sie also auch schon ganz nehmen?“ Der Bassist kontert: „Ich habe schon genug Sechs gehabt – jetzt darf es auch mal Sieben sein!“


14:37 Uhr - es wird extrem schlüpfrig: „Was schenkt man einer Frau eigentlich zum Naschen, wenn sie gerade eine Diät macht und abnehmen will? Antwort: Kondome mit Erdbeergeschmack!“ Was haben wir Männer gelacht …

14:48 Uhr – neben ulkigen Wörtern wie „Frauenfußball“ und „Fahrlehrerin“ gibt es noch mehr Zwerchfell-Animation für Machos: Erst 1984 wurde in der Schweiz die erste Frau in den Bundesrat gewählt. Immerhin, denn im assoziierten Fürstentum Liechtenstein genießt die holde Weiblichkeit seit 1984 überhaupt erst das Wahlrecht.

15:03 Uhr – die vier Maß Bier verlangen ihr Recht: Gassi gehen – Rendezvous mit der kleinen Urinal-Fee. An der Pissrinne spielen sich ungeahnte Szenen ab: Dem Akzent nach italienische Mitsäufer stehen zu dritt am Becken, singen „Oanz, zwoa, g’suffa!“ und bangen dazu im Takt mit ihren Köpfen an die Wand über dem reißenden, gelben Strom. Ältere Semester bayerischer Ureinwohner in ihren folkloristischen Verkleidungen bilden einen Halbkreis um den flotten Dreier, lachen sich scheckig, geben für normale deutsche Mitbürger seltsame Laute von sich, die partiell an Hundegebell erinnern.


Bild oben - v.l.n.r.:
Sandra (Nuclear Blast), Thomas Moser (Rock-Antenne Bayern)
und Steve Lee (Gotthard) in bester Stimmung

Bild links:
Die Stimmung im Zelt kocht über






15:31 Uhr – wir diskutieren die verkauzten Eigenheiten der Bajuwaren (laut Definition einer frühen Ausgabe eines extrem preußisch ausgerichteten Nachschlagewerks „ein kleines streitsüchtiges Bergvölkchen nördlich der Alpen“): Sie nennen ihr Event „Oktoberfest“, obwohl es hauptsächlich im September stattfindet. Und die „Wies’n“ bestehen nicht aus grünem Rasen, sondern aus einer Hamster-, Maulwurf- und Atomkrieg-sicheren Betonschicht...

15:51 Uhr – auf dem Nebentisch steht ein Ami im Football-Shirt und erzählt jedem, der es nicht wissen will, dass er aus New Orleans komme und sein Haus genauso abgesoffen ist wie er jetzt zugesoffen. Und in den Gängen flanieren ungewöhnlich viele Menschen entlang, die offensichtlich stark an runden Füßen und anderen Mobilitätseinschränkungen leiden. Oktoberfest-Alltag halt …

16:03 Uhr – Steve (Foto links) schaut jedem beim Zuprosten eindringlich in die Augen, hypnotisiert sein Gegenüber förmlich. Der muss es aber nötig haben!


16:27 Uhr – Irgendwer erklärt, dass der Bandname „GOTTHARD“ eine Doppelbedeutung besitzt: Stellt man das zweite „T“ auf den Kopf, mutiert der Buchstabe zu einem Leerzeichen. Und „(I) GOT HARD“ bedeutet im US-Slang, man sei „hart gebockt” worden.

17:30 Uhr – Die Bedienung weist uns darauf hin, dass unsere Reservierung für den Tisch schon seit einer halben Stunde abgelaufen sei und die nächsten Gäste bereits Schlange stehen. Wir bedanken uns artig bei unseren Gastgebern, der Konzertagentur KBK und der Plattenfirma Nuclear Blast, für die wunderschöne philosophische Diskussionsrunde, prosten uns ein letztes Mal zünftig zu, schauen uns tief in die Augen – und freuen uns auf die GOTTHARD-Tour, die die fünf Rocker im Oktober und November auch in deutsche Gefilde führen wird. Und natürlich die nächsten sieben Jahre lang guten Sex …