IN EXTREMO

München
Alte Kongresshalle

21. Dezember 2009

Alle Fotos: © Eva Bubek


München, die Alte Kongresshalle der alten Münchner Messe, nur einen Steinwurf von den Wies’n (eigentlich ein Betonplatz, auf dem größtenteils im September das Oktoberfest stattfindet) entfernt: Hier wird nach der Umgestaltung der Halle vor allem E- statt U-Musik zelebriert – wie in einem Theater restlos bestuhlt ohne Stehplätze. So wie heute …


Ein ungewohntes Terrain also, in das laut In-Extremo-Sänger Das Letzte Einhorn „unseresgleichen normalerweise nie hineingelassen wird“, das die Mittelalter/Folk-Rocker aber „schon immer mal bespielen wollten“. Und nichts eignet sich dazu besser als eine Akustikshow. So wie heute …

In der Tat gewinnen sämtliche Kompositionen in ihrer akustischen, teils klassisch angehauchten Interpretation ein Mehr an emotionalem Tiefgang – wozu auch die ausdrucksstarke Stimme des Frontmanns und das oft hervorragend in Szene gesetzte Harfenspiel des Dr. Pymonte (aka Andre Strugala) maßgeblich mit beitragen. Auch von der Song-Auswahl her gesehen bleiben kaum Wünsche offen. Dafür aber hinsichtlich der Spielzeit: Bereits nach etwas mehr als 50 Minuten zur „Raucherpause“ die Bühne verlassend, zeugt nicht gerade von großem Durchhaltevermögen (Vorgruppe beziehungsweise Support: Fehlanzeige; die Vorstellung bringt es inklusive Zugaben auf mal gerade zwei Stunden Nettospielzeit – zum Vergleich: Udo Dirkschneider rockte ein paar Tage zuvor mit seiner Band U.D.O. über zweieinhalb Stunden durch).

Doch die größte Ungereimtheiten sind Ambiente und Outfit des Ensembles: Warum eine Mittelalter- beziehungsweise Folk-Rock-Truppe auf den Trip kommt, die Bühne als Wohnzimmer der zwanziger/dreißiger Jahre zu gestalten, sich auch dementsprechend zu kleiden (zum Beispiel in Kniggebocker) und ihren Frontmann meist auf dem Sofa sitzend/lümmelnd die Vorstellung bewältigen lässt – dafür gebricht es nicht nur dem Verfasser dieser Zeilen an einer ansatzweise rationalen diesseitigen Erklärung. So bleibt, abgesehen von der vorzüglichen musikalischen Vorstellung, dank der irritierenden optischen Präsenz und (positiv ausgedrückt) „Kurzweiligkeit“ des Abends ein insgesamt zwiespältiger Eindruck zurück.

Weitere Impressionen findet Ihr in:
METAL HAM
MER 2/2010
(ab 17. Februar 2010 erhältlich)




Playlist IN EXTREMO

Merseburger Zaubersprüche 1
Spielmann
Frei zu sein
Mein Sehnen
Lebensbeichte
Singapur
Ave Maria
In diesem Licht
Merseburger Zaubersprüche 2
Nymphenzeit
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Vollmond
Die Gier
En Esta Noche
Nur ihr allein
Poc Vecem
Unter dem Meer
Flaschenpost
Sieben Köche
Auf’s Leben
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Rasend Herz
It’s A Long Way To The Top
Herr Manelik
Küss mich