VERMALEDEYT

Memmingen
Kaminwerk
9. April 2010


Party-Stimmung im Kaminwerk: Die Lokalmatadoren Vermaledeyt laden zum (Veits-)Tanz. Das aus einem bestimmten Grund: RELIKT heißt das neue Album des siebenköpfigen Mittelalter/Folk-Rock-Ensembles – eine Scheibe, die in knapp einjähriger Schaffensphase entstand und die in den HOFA-Studios bei Karlsruhe eingespielt wurde (jenem Sound-Tempel, in dem auch Szene-Protagonisten wie Schandmaul und Saltatio Mortis ihre Weisen auf die kleinen, runden Silberlinge codieren). Und dieses neue Werk stellen die Mittelalter-Rocker ihren Anhängern heute live vor …


Natürlich ist es ein Risiko, sein Publikum aus dem Stand heraus mit ihm unbekannten Songs zu konfrontieren. So ein Schuss kann schon mal nach hinten losgehen und im Stimmungsdebakel enden. Nicht jedoch bei Vermaledeyt: Es spricht für die musikalischen Qualitäten der Band, wenn die etwa 550 Gäste von Anfang bis zum Ende – etwa zwei Stunden lang – mit- und auf die neuen Stücke im Repertoire eingehen. Die (geschickte) Mischung macht’s: So    tummeln sich neuere Tracks unter den Gassenhauern des Anfang 2009 veröffentlichten Debüts DES WAHNSINNS FETTE BEUTE – und weisen gleichzeitig die kompositorischen Fortschritte nach, die die Siebener-Bande in den vergangenen knapp 18 Monaten vollzog. 

Ausgefeilte, mitreißende Arrangements, die geschickt Elemente des modernen Rock und Pop mit mittelalterlichem Folk und Klassik fusionieren und die getreu dem Albumtitel RELIKT den Bogen spannen vom (O-Ton) „mystischen Mittelalter in die bunte Neuzeit“, eine erstklassige, ebenso ausgefeilte Bühnenchoreografie und eine Lichtshow samt pyrotechnischen Effekten, die selbst mit den Großen der Branche locker mithalten kann – das sind die Erfolgsrezepte der der Memminger Spielmannsleut’. Kaum zu glauben, dass die damals noch zu acht agierenden Barden noch vor wenigen Jahren nur vor einem Publikum spielten, das „im Idealfall nur wir selbst stellten“.





Wenn es an dieser erstaunlich souveränen Performance einen Kritikpunkt gibt („erstaunlich“ deshalb, weil dies der erste, zudem gleich mit einer Vielzahl neu integrierter Show-Elemente gespickte Auftritt der sechs Buben und Violinistin Vivianne von der Saar ist), dann die manchmal zu einem Overkill ausartende Bühnenbeleuchtung: Etwas weniger Halogenstrahler, dafür vielleicht mal hier oder da eine Feuerschale wären angebrachter gewesen. Das soll die ausgezeichnete Leistung, die die Glorreichen Sieben hier und heute abliefern, in keiner Weise schmälern – auch die „Großen“ und „Etablierten“ nehmen an ihren Auftritten regelmäßig konzeptionelle Feinjustagen vor.

Doch nach dem faszinierenden, ergreifenden Auftritt ist die Party noch lange nicht zu Ende: Veitstanz – das sind die beiden Saltatio-Mortis-Aktivposten Lasterbalk der Lästerliche und Falk Irmenfried von Hasen-Mümmelstein, die sich neben ihren Band-Aktivitäten auch noch als DJs betätigen - legen anschließend zünftige Musik zum Tanzen auf, während Vermaledeyt am Merchandise-Stand fleißig Autogrammwünsche erfüllen und sich mit ihren Anhängern unterhalten. Und schließlich lassen sich die sieben Memminger zu später Stunde von der Party-Atmosphäre anstecken und geben noch ein paar Weisen zum Besten – mitten im Publikum. Würdiger kann man sein neues Album kaum vorstellen!

Playlist  VERMALEDEYT
Intro *
Pandemonium *
Le Mâitre De La Maison *
König der Narrenheit
Dérobée de Guingamp *
Madre Deus
Serbokroatischer Tanz
Hypocras
Vino Gratias *
Lytha *
Dulcamara *
En Vito de Mathanjo
Totus Floreo
Karascha
Saltarello/Bärentanz
Medley
- Die Braut
- Ai Vist Lo Lop
- Spielmannstanz
- Le Mâitre De La Maison
Ewig
Feuer und Flamme *
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Son ar sistr (Was wollen wir trinken)
Albanischer Tanz
Noctua
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Fünf Söhne *
Hymnus Imperatoris *
(* von CD zur Verabschiedung)