PINK CREAM  69
+ FREEDOM CALL
+ MAD MAX

4. Oktober 2007
Memmingen, Kaminwerk


Nach dem Konzertbericht in der Memminger Zeitung vom 6. Oktober glaube ich, ich steh im Walde und die Rehlein sagen „Du!“ zu mir … Unter der Überschrift „Musik, die niemandem weh tut“, heißt es über die „Pinkies“: „Die sporadisch aufkommende Langeweile liegt schon eher am zweitklassigen Songmaterial als an den spielerischen Fähigkeiten.“ Oder: Nur wenig intensiv rieseln so die Stücke ihres zehnten Albums (…) dahin.“ Und: Abgesehen von ‘Keep Your Eyes On The Twisted’ und ‘Do You Like It Like That’ verfügen PC 69 kaum über mitsingtaugliche Ohrwürmer.” Dann noch das über die Akustikshow von Mad Max: „Wenig verpasst hat, wer erst eine halbe Stunde nach Konzertbeginn das Kaminwerk betreten hat.“ Gut, jedem Tierchen sein Pläsierchen. Jedem seine Meinung. Ich aber habe einiges anders gesehen und gehört.

Foto oben: David Readman,
Frontmann der "Pinkies

Foto rechts: Mad Max "unplugged"


Setlist MAD MAX

Hollywood Angels
Lonely Is The Hunter
Open The Eyes
Medley
To Hell And Back
War
Bad Day In Heaven
Fox On The Run




Das geht schon mit Mad Max los: Zwar bin ich kein Freund akustischer Gitarrendudelei. Aber was Michael Voss und sein Kollege Jürgen Breforth da auf den Saiten für ein Feuerwerk abbrennen, sorgt für verhältnismäßig dichte Reihen direkt vor der Bühne und unter den vielleicht 200 Kaminwerk-Besuchern für anerkennendes Raunen. Natürlich ist es immer ein Risiko, zu Rhythmus-Samples einen auf feinfühligen Rocker zu machen. Doch das tun die Beiden gut - und vor allem glaubwürdig. Von meiner Seite aus Dafür schon mal einen erhobenen Daumen.


Was die Nürnberger Melodic-Metaller Freedom Call betrifft, kann ich dem Verfasser des erwähnten Artikels nur zustimmen: Chris Bay hat mit seinem sympathischen, mitreißenden Wesen in seiner Rolle als Frontmann das Geschehen voll im Griff und keine Mühe, mit seinen Gesten – erhobene Hände, Mimik, et cetera – das Publikum auf sich und seine Band einzuschwören. Zudem stellen einfache Kinderlied-Refrains und eingängige Mitsingparts à la „Far-Far-A-Waaay“ (‘Far Away’) oder „Oh-ho-ho-hooo!“ (‘Freedom Call’) niemanden im Werk vor Probleme, Zugang zu den hymnischen Songs zu finden, die allerdings ab und zu dann doch zu sehr an berühmte Vorlagen – Helloween, Gamma Ray, Stratovarius - angelehnt sind. Egal, das Rad kann eh niemand mehr neu erfinden, sondern höchsten noch mit neuem Design versehen. Letztlich erweisen sich Freedom Call als Stimmungskapelle allererster Güte, die mit ihrer Gute-Laune-Garantie die zwei Hundertschaften im Kaminwerk ordentlich zum Mitrocken animieren.

















Setlist FREEDOM CALL


Warning

Hunting High
Metal Invasion
Blackened Sun
Mother Earth
Queen Of My World
Dar Away
Mr. Evil
Land Of Light
Freedom Call


Pink Cream 69 hingegen setzen auf weniger eingängige Klänge, dafür auf Rock, der rhythmischer akzentuiert ausfällt und sich im Magischen Dreieck solcher internationalen Größen wie Aerosmith, Def Leppard und Great White bewegt. ‘Keep Your Eyes On The Twisted’ und ‘Do You Like It Like That’ sind da tatsächlich sehr eingängige Songs im Repertoire der vom Briten David Readman (Siehe Fotos links) angeführten Karlsruher Multi-Kulti-Truppe.

Doch auch das ziemlich episch-erhabene ‘Talk To The Moon’ (noch aus der Ära des früheren Sängers Andi Deris), das hymnische ‘No Way Out’ (vom neuen Album IN10SITY) oder das das offizielle Programm abschließende ‘Shame’ haben es in sich. Hinzu kommen die Entertainer-Fähigkeiten des Briten, der inzwischen tadellos Deutsch, noch dazu in tadellosem Karlsruher Akzent spricht und so in Sachen Verständlichkeit einigen schwäbischen und bajuwarischen Mitbürgern haushoch überlegen ist: Die Zugabe kündigt er mit dem Versprechen an, dass es jetzt „richtig heavy“ wird – um dann ein relaxtes Reggae-Medley (The Police: ‘So Lonely’; Bob Marley: ‘No Woman, No Cry’) anzustimmen. Härte-technisch sollten dennoch alle Rock’n’Roll-er auf ihre Kosten gekommen sein – alleine die beiden flotten Nummern ‘Stop This Madness’ oder ‘A New Religion’ (ebenfalls von IN10SITY) haben ordentlich Dampf auf dem Kessel. Ergo: Ich fand die Headliner-Position der Pinkies – im Gegensatz zum Autoren des oben zitierten Artikels – gerechtfertigt. Und dass an einem Donnerstagabend, also mitten in der Woche, die Front der Zuschauer bröckelt – das mussten schon ganz andere Acts an anderer Stelle beklagen, schließlich gibt es auch unter den Rock-Freaks noch Zeitgenossen, bei denen am nächsten Morgen um sechs Uhr und noch früher der Wecker zum fröhlichen Steigern des Bruttosozialproduktes aufruft …

Setlist PINK CREAM 69

Children Of The Dawn
Do You Like It Like That
Hell’s Gone Crazy
Lost In Illusion
I’m Not Afraid
Talk To The Moon
Carnaby Road
A New Religion
Welcome The Night
The Hour Of Freedom
One Step Into Paradise
Slip Away
Livin’ My Life For You
Stop This Madness
Keep Your Eye On The Twisted
No Way Out
Shame
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So Lonely