HELLOWEEN
+ GAMMA RAY
+ AXXIS


Kaufbeuren,

All-Karthalle

22. Dezember 2007
























Welch eine göttliche Weihnachtsfeier für Freunde des gepflegten Melodic (Speed) Metals! Alleine schon das Billing des unter der Überschrifft „Hellish Rock 07/08“ durch die Landen ziehenden Dreiers verhieß ausverkaufte Hallen. So kam es dann auch: Tschechien? Slowakei? Schieß-mich-tot? Bis zu 6.500 Metalheads erweisen den teutonischen Protagonisten des Hochgeschwindigkeitseisens ihre Ehrerbietung, zumal schon frühzeitig im Vorfeld der Tour durchsickerte, dass sich Gamma-Ray-Oberhaupt Kai Hansen, der 1989 Helloween verließ, um mit seinen Strahlemännern sein eigenes Glück zu versuchen, für ein, zwei Songs zu seinen Ex-Bundesgenossen gesellen will, um mit ihnen gemeinsam einige Kürbiskopp-Klassiker zum Besten zu geben. Wenn man so will, bahnte sich also ein Event von historischem Ausmaß an.


Folgerichtig war auch die All-Karthalle erstmals, seit in ihr Rock-Konzerte veranstaltet werden, restlos ausverkauft. Dementsprechend machte sich in der Halle schon gleich zu Beginn, als die Dortmunder Melodic-Metaller Axxis die Bühne betraten, dank der schwitzenden 2.200 Fans eine dunstige Atmosphäre von 100-prozentigem Schweiß/Bier/Nikotin-Gehalt breit. Dicke Luft herrschte übrigens auch vier Wochen vor Tournee-Start im Gefüge der Ruhrpöttler: Gastsängerin Lakonia, die noch das aktuelle Album DOOM OF DESTINY als Konterpart zu Bernhard Weiss einträllerte, verweigerte kurzerhand ihre Teilnahme an dieser Gastspielreise. „Wir wissen auch nicht, was plötzlich in sie gefahren ist“, erklärte hinterher Weiss völlig frustriert. „Der Grund dafür, dass sie noch einmal an unserem aktuellen Album partizipierte, war der, dass sie auch anschließend mit uns auf Tour gehen sollte!“



Playlist Axxis

Doom Of Destiny

Tales Of Glory Islands
Little War
Take My Hand
Blood Angel
Angel Of Death
Living In A World
Little Look Back
Kingdom Of The Night




Nun übernahm kurzfristig Magica-Grazie Ana Mladinovici den Part der Gothic-Lady, die sich mit Weiss heiße Gesangsduelle liefert. Und das mit Bravour: Man merkt dem Quintett nicht im Geringsten an, dass der Fünfer noch vor ein paar Wochen unter massiven Line-up-Kalamitäten litt. Auch die neuen Leute – allen voran Gitarrist Marco Wriedt – haben sich exzellent eingelebt, so dass die Band einen kompakten, gut eingespielten Eindruck hinterlässt. Überhaupt: Weiss & Co. holen das Optimale aus ihrem 45-minütigen Support-Slot heraus und beeindruckten mit einer tollen Mischung aus alten Party-Knüllern à la ‘Little War’, ‘Living In A World’ und (zum Schluss) ‘Kingdom Of The Night’ sowie Gassenhauern neueren Datums (‘Doom Of Yesterday’, ‘Blood Angel’). Und dank der brillanten rhetorischen Fähigkeiten des Frontmanns, dem die 2.200 Allgäuer förmlich aus der Hand fressen, werden Axxis mit Standing Ovations und lautstarken Zugabe-Forderungen verabschiedet. Bravissimo!

Auch Gamma Ray wissen, was die Fans neben der Vorstellung des neuen Prachtwerks LAND OF THE FREE – PART II von ihnen erwarten: Nämlich unter anderem epische Evergreens vom Formate eines ‘Rebellion In Dreamland’ oder ‘Somewhere Out In Space’. Oder Party-Knüller der Kategorie ‘Heaven Can Wait’ und – insbesondere - ‘Heavy Metal Universe’. Letzteres mutiert zu einem begeistert aufgenommenen Singalong-Monster (By the way: Hat sich da im Zwischenspiel nicht ein wenig der Riff von Saxons ‘Solid Ball Of Rock eingeschlichen?) – die (einzige) Zugabe ‘Send Me A Sign’ wiederum gerät zu einer finalen Headbanger-Hymne, wie sie eine Show von Hansen und seinen Mannen kaum besser abschließen könnte.















Playlist Gamma Ray
Welcome
Gardens Of The Sinner
Heaven Can Wait
New World Order
Fight
Empress
Rebellion In Dreamland
Into The Storm
Heavy Metal Universe
Ride The Sky
Somewhere Out In Space
Send Me A Sign



Vorher gibt es noch einen Querverweis auf Kaichens Vergangenheit: Doch wer erwartete, dass zum intonierten Helloween-Hit ‘Ride The Sky’ sich auch Kürbisköppe zu einer Jam auf die Bühne begeben, liegt falsch. Noch. Und auch Auszüge aus dem neuen Album sind mit dem mitreißenden, leicht Iron-Maiden-lastigen ‘Empress’ recht spartanisch ausgefallen (das soll aber im Rahmen einer eigenen Headliner-Tour noch nachgeholt werden). Egal, denn der Party-Spaß steht heute im Vordergrund. Und den haben die Allgäuer auch schon mit Gamma Ray satt gehabt.
















































Umbaupause. Verhältnismäßig leise Pausenmusik. Dann das bedrohlich lauter werdende ‘For Those About To Rock (We Salute You)’ von AC/DC. Doch das Gamma-Ray-Backdrop hängt immer noch im Scheinwerferlicht des Bühnenhintergrunds. Schließlich Schwarzblende. Als der letzte Kanonendonner verhallt, erstrahlt die neue Bühnenkulisse im voll aufgeblendeten Scheinwerferlicht, steigen die Weenies mit dem gut zehnminütigen ‘Halloween’ in ihren Set ein (zur Freude der an die „Nur-die-ersten-drei-Songs-ohne-Blitzlicht!“-Regel gebundenen Fotografen, die so entschieden mehr Zeit haben, ihre Speicherkarten mit Pixel en masse zu füllen).



Dass die Hamburger darüber hinaus immer für einen Spaß zu haben sind, beweist sich auch heuer (während der letzten Tour wechselte Schlagwerker Dani Löble an eine Mini-Gitarre, um seine „Künste“ zu demonstrieren, um später den an einem Mini-Schlagzeug sitzenden Bassisten Markus Großkopf seine bescheidenen Fähigkeiten aufzuzeigen, so dass dieser entnervt die Töpfe und Deckel vom Podest stieß und desillusioniert die Flucht hinter sein Stamm-Instrument ergriff): Jetzt wechseln Gitarrist Sascha Gerstner, Sänger Andi Deris und Großkopf in einen kleinen Schaukasten links vom Drum-Podest, um sich als „Metal-Schlümpfe“ an ‘Smoke On The Water’ zu vergreifen. Schließlich macht Gitarrist Michael Weikath – cool Mafiosi-like die Fluppe im Mundwinkel – mit einer Uzi dem Spuk ein Ende und mäht die kleinen Unholde nieder.


Überhaupt: Die Kulisse bietet jede Menge Augenweide, die Lichtshow ebenso - das akustische Programm mutiert zu einem kaum enden wollenden Ohr-gasmus. Schließlich steigt die Spannung zur ersten Zugabe (einem Medley unter anderem mit ‘Perfect Gentleman’) ins Unermessliche. Doch statt Kai Hansen mit seiner Flying-V entert Deris im metallic roten Smoking und mit Klappzylinder die Bühne. War also die historische Wiedervereinigung von Hansen mit Helloween nichts weiter als ein Promo-Gag, um das Volk zu veranlassen, in die Hallen zu pilgern?




Playlist Helloween
Halloween
Sole Survivor
March Of Time
As Long As I Fall
A Tale That Wasn’t Right
Soli
King For A 1.000 Years
Eagle Fly Free
The Hells Of The Seven Bells
If I Could Fly
Dr. Stein
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Medley (Perfect Gentleman)
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Future World
I Want Out


Doch zum Grande Finale dann das Ereignis des Jahres: Nicht nur Hansen gesellt sich zu seinen Ex-Kollegen, sondern auch die restlichen Strahlemänner Henjo Richter, Dirk Schlächter und Dan Zimmermann. Die „United Force of Speed Metal“ zockt munter ‘Future World’ und ‘I Want Out’ ein – einem Teil der Fans schießt Pipi in die Pupillen … Dass wir das noch erleben dürfen! Zumindest für das Jahr 2007 müssen die Allgäuer Metalheads ihre Kalender umschreiben:
Heiligabend fiel heuer auf den 22. Dezember!