CAGE
+ CLUSTERHEAD

München, Garage

10. April 2008


Nach ihrem furiosen Auftritt im Rahmen des „Keep It True“-Festivals am Wochenende zuvor erlaubten sich die US-Power-Metaller auf ihrer Durchreise nach Südeuropa (Griechenland) den Luxus eines Zwischenstopps in der Hauptstadt der Bajuwaren. Dass die US-Boys hier kleinere Brötchen backen würden, war von vornherein klar. Aber so kleine? Höchstens 40 Zuschauer verloren sich in dem gemütlichen Rockclub an der Rosenheimer Straße – und mussten erst einmal eine einstündige Wartezeit in Kauf nehmen. Grund: Gleich nebenan, zehn Meter Luftlinie und nur durch eine dünne Betonwand getrennt, zelebrierten Apple Deutschland in der benachbarten Georg-Elser-Halle ein Firmen-Meeting. Dementsprechend sind die Rocker bis 21 Uhr zur Stille und Untätigkeit verdammt …




Mehr noch: Das Regensburger Quartett Clusterhead (Foto unten rechts) muss sogar ohne Soundcheck auf die Bühne und sein neues Album TIMES OF NO TRUST quasi aus dem „Kalten“ vorstellen. Mit katastrophalem Ergebnis: Die Rhythmussektion – Rüdiger Tonn an den Drums und Frank Meyer am Bass – rumpelt alles übertönend und permanent dissonant daher, Sänger Rene Brandt ist kaum zu verstehen, Gitarrist Frank Stadlbauer findet schlichtweg nicht statt. Hinzu kommt eine Rückkopplungs- und Pfeiforgie, die die älteren Semester, die noch den
Zweiten Weltkrieg erlebt haben, zweifellos dazu animiert hätten, Ausschau nach dem nächsten Luftschutzbunker zu halten. Bei allem Verständnis für die „suboptimalen“ Auftrittsbedingungen des Vierers (Brandt bemerkte zum Ende des Sets hin: „Ich höre hier oben nichts – und ich glaube, das kommt im Publikum auch so an!“): Wer sich mit professionellen Ambitionen der Öffentlichkeit stellt, muss – und das gilt insbesondere für den Sound-Mixer – auch mal in der Lage sein, aus einem Stoffwechselendprodukt wenn schon kein Gold, so doch zumindest gediegenes Schwermetall zu zaubern! Hoffentlich kann wenigstens das Album mit akzeptablen musikalischen Qualitäten brillieren …

Dass es auch anders geht, beweisen die Amis um Frontmann Sean Robert Livingston Peck: Der Rob-Halford-Lookalike springt nach einem kurzen Soundcheck ins Publikum und legt mitreißend los. Gitarren? Yezzz!!! Fleischpaket Dave Garcia und sein Kollege Anthony Wayne McGinns feuern eine deutliche, klare Salve nach der anderen in den Raum! Sound? Wuchtig – es geht also doch! Show? Na klaro – Nieten, Leder, Metal satt!!! True Metal vom Allerfeinsten – mit einer klaren Ansage an Judas Priest: Wenn ihr meint, uns Metaller statt mit einem legitimen PAINKILLER-Nachfolger zu beglücken mit Sachen wie JUGILATOR oder DEMOLITION penetrieren zu müssen – es gibt andere, die den Fans das geben, was sie wollen: Cage!










Egal ob zehn Mann am Bühnenrand oder eine Tausendschaft: Das Quintett gibt alles, hat dabei Spaß an der Performance und seiner Musik – und bringt diesen Spaß auch authentisch wie glaubhaft rüber, so dass der Funke von der Sekunde Null an auf die Fans überspringt.










Der Fünfer spielt sich – vor allem mit dem Material seines aktuellen Albums HELL DESTROYER - schlichtweg in Ekstase, und nach der abschließenden Hommage an King Diamond nehmen die Zugabeforderungen der Fans überwältigende Züge an. Zunehmend mischen sich unter die „Cage!“- auch „Priest! Priest!“-Rufe. Und Stimmen nach einem bestimmten Song der Priester werden sogar laut: „Breaking the whaaat???“ Peak gerührt: „Das überlassen wir lieber den anderen Jungs!“ Sehens- und erlebenswert! Hoffentlich findet das nächste Mal ein zahlreicheres Publikum seinen Weg zur Show der US-Metaller …