Scorpions
+ Karelia


Strasbourg
Zenith de Europé
25. Oktober 2008



„Strasbourg – are you ready to Rock?“ Doch diese eh nur rhetorisch gemeinte Frage von Frontmann Klaus Meine (Foto unten links) stellt sich nicht im Geringsten. Denn Strasbourg ist schon seit Wochen „ready to rock“ - und mit 11.500 abgesetzten Tickets restlos ausverkauft. Überhaupt: Die Hannoveraner zählen Hard-Rock-technisch zu den Bands der Stunde, gastieren weltweit in ausverkauften Hallen größeren Kalibers und Stadien. Nur in Deutschland selbst tun sich die Krabbeltierchen schwer – aber der Prophet gilt bekanntlich im eigenen Lande nicht viel …

Erst einmal darf das französische Quintett Karelia (Fotos unten) die sich füllende Halle aufwärmen. Das gelingt ihnen, die dieser Tage ihr drittes Album RESTLESS veröffentlichten, recht ansprechend: Die schrullige Mixtur aus Sleaze der Marke  Guns N’Roses/L.A. Guns, Brachialo-Rock der Zakk Wylde/Black Label Society-Kategorie, dezenten Gothic-Nunacen und einem Schuss Industrial zündet besonders bei den Einheimischen – aber auch die zahlreichen Gäste von der rechten (deutschen) Seite des Rheins finden Gefallen am Sound des Fünfers.









Schließlich heißt es: „Welcome To Humanity – this is hour one!” Und schon legt der deutsche Rock-Export Nummero uno furios mit dem Opener seines immer noch aktuellen Albums HUMANITY HOUR I los, um gleich erst einmal mit einem Evergreen-Potpourri die Fronten zu klären: ‘Coming Home’, ‘Bad Boys Running Wild’, ‘The Zoo’ (hier greift Gitarrist Matthias Jabs zur obligatorischen Voice Box), ‘No Pain, No Gain’ – knallharter Rock steht im Vordergrund, balladeske Momente stehen nach ‘Coast To Coast’ (der Mutter aller Instrumentals) und einem kurzen Toast auf das Geburtstagskind Jabs lediglich in Form von ‘Send Me An Angel’ und ‘Holiday’ zur Debatte, währenddessen Rudolf Schenker seine Starkstrom- gegen eine Akustik-Flying-V austauscht.






Dann auch das noch: 20 Jahre, nachdem die Hannoveraner mit ‘Wind Of Change’ den ultimativen Soundtrack zur deutschen Wiedervereinigung ablieferten, feiern der sich einmal mehr stimmlich in erstklassiger Form präsentierende Sänger Klaus Meine, Gitarrist Rudolf Schenker & Co. ihre eigene Familienzusammenführung. In der Folge gesellen sich immer mal wieder Ex-Band-Mitglieder auf die Bühne zur gemeinsamen Jam. Den Anfang macht der belgische Schlagwerker Rudy Lenners, der 1975/76 in den Reihen der Deutschen stand, die beiden Alben IN TRANCE und VIRGIN KILLER eintrommelte und sich jetzt für ‘Pictured Life’ hinter die Schießbude von James Kottak setzt. Außerdem mit von der Party: Gitarrist Uli Jon Roth der bis 1978 an der Seite von Rudolf Schenker klampfte und dann die Scorpions verließ, um seine Solokarriere zu forcieren. Während Lenners dann das Schlagzeugpodest räumt, bleibt Roth für ‘He’s The Woman, She’s The Man’ auf der Bühne und übernimmt anschließend in ‘Dark Lady’ die düsteren, rüden Gesänge, während Meine mit seinem gewohnten Timbre brilliert.



Auch später, nach ‘In Trance’, übernimmt Roth noch einmal die Leadvocals – beim Titelsong des 1974 erschienenen Zweitlings FLY TO THE RAINBOW, der sich seit langem wieder einmal im Set der Scorps befindet! Und wieder eine rhetorische Frage Meines: „Strasbourg – are you ready to rooock???“ Klaro! Strasbourg rockt zu ‘321’ nach allen Regeln der Kunst – und (O-Ton Meine): „Strasbourg – you’re Dyn-a-miiite!!!“ Hier kann sich naturgemäß Kottak geradezu ideal an einem Schlagzeugsolo beweisen – schließlich gesellen sich zum US-Trommler auch noch einmal so ziemlich alle aktuellen und Ex-Band-Mitglieder, um mit vereinten Percussion-Kräften die bandinterne Familienzusammenführung optisch wie akustisch zu besiegeln. Rarebell übernimmt schließlich noch einmal für ‘Blackout’ die Schießbude (an der er diesmal eine gute Figur abgibt – kein Vergleich zum „betreuten Drumming” der W:O:A-Show 2006). ‘Big City Nights’ – flankiert von ent- sprechenden Videoeinspielungen - rundet ein offizielles Programm ab, das kaum Wünsche übrig lässt.

Der Zugabeteil bleibt vorerst den Balladen vorbehalten: ‘Still Lovin’ You’, ‘Humanity’ und ‘Wind Of Change’. Doch zum Grande Finale wird noch einmal voll aufgedreht: ‘No One Like You’ und – natürlich - ‘Rock You Like A Hurricane’ beenden nach zwei Stunden und 15 Minuten eine fantastische Show, mit der sich die Scorpions erneut als das präsentierten, was sie sind: eine der größten Rock-Bands aller Zeiten. Weltweit. Wäre toll, wenn man das auch im eigenen Lande anerkennen und der Prophet auch in Deutschland etwas gelten würde …



Playlist SCORPIONS

Hour 1
Coming Home
Bad Boys Running Wild
The Zoo
No Pain, No Gain
Coast To Coast’
Send Me An Angel
Holiday
Pictured Life
He’s The Woman, She’s The Man
Dark Lady
In Trance
Fly To The Rainbow
321
Dynamite
Blackout
Big City Nights
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Still Lovin’ You
Humanity
Wind Of Change
No One Like You
Rock You Like A Hurricane